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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 68

1877 - Oldenburg : Stalling
68 denen sich Sir Francis Burdett auszeichnete, ging nicht so weit, verlangte aber auch bedeutende Vernderungen in den Institutionen des Staates. Ueber diesen Parteien stand die eigentliche Parlaments-Opposition-, im Oberhause von Lord Grey, im Unterhause von Brougham und Tierney gefhrt, bezweckte sie eine Ausdehnung des Wahlrechts und die Eman-cipation der Katholiken, war aber jeder tieferen Erschtterung des englischen Staatslebens abgeneigt. So sehr auch diese Parteien unter sich verschieden waren, so stimmten sie doch in der Verwerfung des damals herrschenden politischen Systems berein und riefen unter dem Volke eine gefhrliche Ghrung hervor. Als der Prinz-Negent im Jahr 1817 das Parlament erffnete, wurde er und sein Gefolge von der Menge mit Drohungen und Verwnschungen empfangen, mit Steinen geworfen und nur mit Noth vor weiteren Mihandlungen geschtzt. Darauf ward die Habeas-Corpus-Akte fr eine Zeit lang aufgehoben, das Versammlungsrecht beschrnkt und die Pregesetzgebung verschrft. Gleichwohl vermochte diese Strenge, so lange Castlereagh am Ruder sa, die Ausbrche der Unzufriedenheit nicht zu dmpfen. Inzwischen hatten die inneren Verhltnisse der kniglichen Familie das grte Aufsehen erregt. Der Prinz-Regent hatte die Absicht, seine einzige Tochter, die Prinzessin Charlotte, mit dem Prinzen von Dramen, dem ltesten Sohne des Knigs j der Niederlande, zu vermhlen. Die Verbindung scheiterte -jedoch an dem Widerspruche der Prinzessin. Diese heirathete nun im Mai 1816 den Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg, : starb aber schon im November 1817 nach der Entbindung von I einem todtgebornen Kinde. Da sie die Hoffnung der Nation i gewesen, so zerri ihr Tod das letzte Band zwischen dem i Prinz Regenten und dem Volke. Das Verhltnis wurde noch j schroffer, als bei einem durch die wachsende Nahrungslosigkeit in Manchester ausgebrochenen Volksaufstand gegen 500 Personen vom Militr verwundet oder getdtet wurden (August 1819), ein Blutbad, das in England einen allgemeinen Schrei i des Entsetzens und der Entrstung gegen die Regierung her-vorrief. Im Jahre darauf wurde eine Verschwrung entdeckt, j die auf nichts Geringeres ausging, als auf Ermordung der j Minister, Plnderung der Bank, Bewaffnung des Pbels und ;

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 75

1877 - Oldenburg : Stalling
75 Mut gerotteten Degen zu ziehen; um so krftiger zuckte er das Jagdmesser, um so entzckender spielte er Theater. Nach einem ungebundenen Lebenswandel hatte er sich streng-kirch-lichen Hebungen ergeben, hate als Haupt der Ultra's die Constitution und hegte von der Wrde eines unumschrnkten Knigs so berspannte Vorstellungen, da er lieber Holz sgen als ein König nach englischem Muster sein wollte. Karls Shne waren der Herzog von Angouleme und der Herzog von Berry, jener vermhlt mit Marie Therese, der unglcklichen Tochter des hingerichteten Ludwig Xvi., dieser mit der neapolitanischen Prinzessin Marie Karoline, Enkeltochter des Knigs von Neapel und Sicilien; beide waren geistig unbedeutend, aber Berry gutmthiger und lebhafter. Bei seinem feurigen Wesen hatte man ihn an die Spitze der Truppen gestellt, aber durch unkluge Behandlung der alten napoleoni-schen Krieger und durch launenhaften Tadel in Kleinigkeiten hatte er sich deren Unwillen in hohem Grade zugezogen. Da auch Angouleme's Ehe kinderlos war, so beruhte auf ihm die Hoffnung der Familie. König Ludwig Xviil war ein Mann von Geist, feiner Bildung und edlem Charakter, von dem Wunsche beseelt, sein Volk zu beglcken. Sein Streben, im Geiste der Zeit nach der von ihm gegebenen Verfassung zu regieren, mag aufrichtig gewesen sein, aber er besa nicht die Energie, unter dem Kampfe der mit einander ringenden feindseligen Geister das Staatsschiff mit Glck und Sicherheit zu lenken. Seit dem 24. Septbr. 1815 stand Herzog Richelieu an der Spitze des Ministeriums, der, wenngleich Royalist. doch kein Ultra war. Dagegen bestand die neue Kammer, die am 7. Octbr. 1815 zusammentrat, aus den wthendsten Ultra's, die, kniglicher als der König selbst, die Wiederherstellung des alten Frankreichs und des Hofregimentes Ludwigs Xiv. in Absicht hatten. Alle, die fr den Tod Ludwigs Xvi. gestimmt oder während der hunbert Tage Aemter angenommen hatten, *) * Der berhmteste Fall war der des Marschalls Ney, der nach einer erschtternden Verhandlung zum Tode vernrtheilt und am 7. De-, cember 1815 erschossen ward. Dasselbe Schicksal hatten Labedoyre und Andere.

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 78

1877 - Oldenburg : Stalling
78 Lager seines Neffen und schlo ihm die Augen und den Mund. * Ein allgemeiner Schrecken verbreitete sich auf die Kunde von des Herzogs Ermordung in Paris und im ganzen Lande, aber die Hoffnung des Mrders wurde getuscht. Die Gattin des Prinzen gebar im September einen Sohn, Heinrich, Her-zog von Bordeaux, der mit dem Wasser des Jordan, das Herr von Chateaubriand mitgebracht, getauft und als muth-malicher dereinstiger Thronfolger betrachtet wurde. Louvel, der seine ruchlose That ohne Mitschuldige verbt hatte, ward am 6. Juni 1820 hingerichtet. Jetzt aber erhoben die Ultra's gegen Decazes die furcht-barsten Anklagen. Sie gaben ihm Schuld, durch Begnstigung des Liberalismus solche .'verbrecherische Gedanken im Volke erzeugt zu haben, ja sie bezeichneten ihn geradezu als Urheber des begangenen Frevels. Graf Artois bestand auf seiner Entlassung, der König mute nachgeben, und am 20. Febr. bernahm Richelieu wieder das Ministerium. Die Prefrei-heit ward aufgehoben, ein neues Wahlgesetz zu Gunsten der Aristokratie erlassen, die persnliche Sicherheit und die Lehr-freiheit beschrnkt; berhaupt sollte ein streng monarchisches System den ffentlichen Geist in royalistische Bahnen zurck-fhren. Die Folge aber war, da die feindlichen Parteien sich in geheime Clubs zurckzogen und Verschwrungen an-zettelten, die jedoch unterdrckt wurden. Frankreich befand sich im Zustande groer Aufregung, als die im Juli 1821 anlangende Kunde vom Ableben Napoleons die Aufmerksamkeit eine Zeit lang von den Tages-fragen ab und auf den groen Todten lenkte. Seine von St. Helena zurckgekehrten Gefhrten verbreiteten die Nach-richt von seinen Entbehrungen und Leiden in der Gefangen-schaft, die von ihm verfaten oder durch ihn eingegebenen Schriften entwickelten sich zu einer eigenen bonapartistischen Literatur, in welcher die Vorzge des Eroberers erhoben, seine Schwchen verhllt und das Urtheil der Menge irre geleitet ward. Ein strahlengekrnter Napoleon trat in der Phantasie an die Stelle des wirklichen, und neue Begeisterung fr den Hingeschiedenen ward in den Massen rege. Es bildeten sich Verschwrungen, deren Rdelsfhrer hingerichtet wurden,

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 143

1877 - Oldenburg : Stalling
143 der sich die Aufhebung der legislativen Union Irlands mit England und die Wiederherstellung eines eigenen irischen Parlamentes zur Aufgabe stellte. Bald war die ganze Insel mit einem Netze von Repeal-Vereinen bedeckt, welche die Ver-einigung mit England aufzulsen (repeal, widerrufen) suchten. Das Ministerium erklrte zwar die Bewegung fr aufrhre-rifch und lie sogar O'connell und einige seiner Anhnger verhaften. Sie wurden aber bald wieder frei, und O'connell setzte nun seine Bestrebungen mit um so grerem Eifer fort; die Masse des Volks vereinigte sich zu Riesenversammlungen (Monster-meetings) von mehr als 100,000 Menschen; dabei aber mahnte O'connell stets zum Frieden und warnte vor Aufruhr und Gewaltthat. Dennoch war er nicht mehr Herr der Bewegung. In Irland nahmen Unordnung und Gewalt-thtigkeit berhand, und die Bevlkerung weigerte sich, der englischen Kirche den Zehnten zu entrichten. Ein Gewinn fr Irland war die Auflsung des Bundes der Oranienmnner, an deren Spitze des Knigs Bruder, der Herzog von Cumber-land, stand, die in ihrem strflichen Uebermuthe so weit gingen, da sie in absichtlich hervorgerufenen Streitigkeiten alljhrlich das Blut ihrer katholischen Mitbrger vergossen. Da man ihnen sogar hochverrterische Absichten Schuld gab, indem sie nach dem Tode Wilhelms Iv. ihrem Oberhaupte die Thronfolge verschaffen wollten, so sah sich der Herzog selbst genthigt, die Auflsung des Bundes zu bewirken. Am 20. Juni 1837 starb Wilhelm Iv. Es folgte ihm seine achtzehnjhrige Nichte Victoria, die Tochter seines ver-storbenen Bruders, des Herzogs von Kent. Sie vermhlte sich am 10. Februar 1840 mit ihrem Vetter, dem Prinzen Albert von Koburg, einem durch Talent, feine Bildung und Charakter ausgezeichneten Fürsten.*) Die neue Knigin, mit liberalen Grundstzen vertraut, nherte sich der Partei der Whigs, und im Jahr 1838 setzte das aus ihnen gebildete Ministerium Melbourne zu Gunsten der Jrlnder die Zehnt- *) Er starb am 14. December 1861 zum groen Kummer ferner Gemahlin, ohne die von ihm angeregte Weltausstellung zu London (1. Mai 1862) zu erleben. Der Thronerbe, Albert Eduard, tft am 9. Nov. 1841 geboren.

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 89

1877 - Oldenburg : Stalling
89 denn einst unterzeichnete: Louis Philippe Egalite, durch Ge-burt franzsischer Prinz zu seinem Unglck, aber Jacobiner bis zu den Fuzehen." Er hatte bedeutenden Antheil an den Schlachten der Republik bei Valmy und bei Jemappes, ward aber beim Beginn der Schreckensherrschaft in Dumouriez's Schicksal verwickelt, und floh auf streichisches Gebiet. Sodann begab er sich in die Schweiz, wo er als Lehrer der Mathe-matik an einem Privatinstitute zu Reichenau angestellt ward. Als die Strme der Revolution auch dieses Land erreichten, hielt er sich hier nicht mehr fr sicher, gab seine Stelle auf und bereiste Dnemark, Schweden und Norwegen. Im Jahre 1796 schiffte er sich nach Nordamerika ein, dessen Institutionen er kennen lernte, und lebte seit 1800 in England, das ihm 2000 Pfund Jahrgelder bewilligte. Nach dem Tode seiner jngeren Brder ging er nach Sicilien, vermhlte sich 1809 zu Palermo mit Maria Amalia, Tochter Ferdinands von Sicilien, und schwur Treue dem legitimen Souvern und Ha dem revolutionren Wahnsinn." Nach der Restauration kehrte er nach Frankreich zurck, wo er als kniglicher Prinz den Rang eines Generals erhielt und wieder in den Besitz seiner vterlichen Gter kam. Da er sich vom Gelsten nach der Krone fern zu halten wute, fand er bei Hofe Aufnahme, ohne da ihm der König, der ihm sogar den Titel knigliche Hoheit" verweigerte, oder die Herzogin von Angouleme volles Vertrauen schenkten. *) Louis Philipp sah irrt Palais Royal die vornehmsten Knstler, Dichter und Industriellen von Paris bei sich, wute seinem Leben einen gewissen brgerlichen An-strich zu geben und lie seine Shne in den ffentlichen Schu-len erziehen. Whrend er auf seinem Landgute Neuilly nur den wirtschaftlichen Sorgen fr seine Gter zu leben schien, unterhielt er im Geheimen Verbindungen mit der liberalen Partei und lie seinen Namen zum Hoffnungsanker der Un-zufriedenen werden. Bei der Krnung Karls X. rief er mit *) Als einst die Herzogin von Berry den König bat, ihr ein Ka-briolet zu geben, wie es der Herzog von Orleans habe, widerrieth ihr der König ein so gefhrliches Fahrzeug, und auf die Entgegnung der Berry, da es auch fr den Herzog gefhrlich fei, sagte er, ob dieser den Hals breche, sei ihm ziemlich gleichgltig.

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 289

1877 - Oldenburg : Stalling
289 Undankbarkeit vorgeworfen wurde, auf die Mitwirkung Preuens nicht rechnen konnte, und die deutschen Mittelstaaten sich nur zu einer Kriegsbereitschaft verstanden, so mute es bei bloen Demonstrationen um so mehr sein Bewenden haben, als die Finanzen des Kaiserstaates sich in einem zerrtteten Zustande befanden. Dagegen schlo sich Sardinien den Westmchten an und lie ein Corps von 15,000 Mann tapferer Truppen zu den Verbndeten in der Krim stoen. Die streitenden Mchte trafen alle Anstalten zur Fort-fetzung des Kampfes. Kaiser Nicolaus errichtete eine all-gemeine Reichswehr, und auch England und Frankreich ver-strkten ihre Heere. Napoleon sandte den General Niel vom Geniecorps, seinen ausgezeichnetsten Ingenieur, nach der Krim, der sich bald als den ersten Meister in seiner Kunst bewhrte. Er erkannte, da Sebastopols Fall von der Einnahme des Malakoffthurmes abhnge und dieser um jeden Preis genommen werden msse. Unterdessen kam von Petersburg Befehl, die Trken unter Omer Pascha bei Eupatoria anzugreifen, aber der Ueberfall, den General Chruleff am 17. Februar 1855 mit bedeutenden Streitkrften unternahm, scheiterte an der Wachsamkeit und Tapferkeit der Trken. Bald darauf erlag der stolze Czar, dessen Gesundheit seit lngerer Zeit ge* schwcht war, dem Eindruck der aus der Krim einlaufenden blen Nachrichten, er starb am 2. Mrz 1855*). Sein Nach- Nicolaus Paulowitsch, geboren 1796, versprach schon als Knabe eine bedeutende Persnlichkeit zu werdm. Von Natur ernst und ab-geschlossen, zeigte er gegen die Seinigen eine ^unbegrenzte Hingebung. Unter den Studien zog ihn, obwohl er auch malte und contponirte, das Geniewesen so sehr an, da er in der Folge sein eigener grter Ingenieur" wurde. Hoffesten und Salonsunterhaltungen abgeneigt, machte er mit seinem Bruder Michael Reisen durch Deutschland, Franko reich und England. Am Hofe zu Berlin erlernte er den preuischen Militrdienst und vermhlte sich 1817 mit der Prinzessin Friederike Louise Charlotte Wilhelmine von Preußen (Tochter der Knigin Louise), die ihm 1818 den Prinzen Alexander, 1819 die Prinzessin Maria (nach-malige Herzogin von Lichtenberg) und 1822 die Prinzessin Olga (nach-malige Kronprinzessin von Wrtemberg) gebar. Nicolaus hatte in seiner ganzen Erscheinung etwas Jmponirendes, und in seiner edlen Mnner-gestalt prgte sich die volle Herrscherwrde aus. Er sprach mit Leb-hastigkeit, doch stets mit eben so groer Einfachheit als Wrde, ohne Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 19

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 325

1877 - Oldenburg : Stalling
325 Unter solchen fr Frankreich so glnzenden Umstnden ging die Befestigung der neuen Ordnung ihren regelmigen Gang, und das Volk erfreute sich der Ruhe, die ihm der-gnnte, seinen friedlichen Beschftigungen nachzugehen. Ein Regentschaftsgesetz, das durch die Geburt des Prinzen nthig ward, bestimmte, da, wenn der Thronfolger minorenn, d. h. unter achtzehn Jahren, den Thron besteige, ohne da der Kaiser vorher der die Regentschaft verfgt habe, die Kaiserin-Mutter die Regentschaft fhre; wenn dies nicht mglich, der erste Prinz des Hauses und so weiter nach der Erbordnung. Im Anfang des Jahres 1857 versetzte ein furchtbares Er-eigni Paris in Aufregung. Am 3. Januar ward der Erz-bischof von Paris durch einen excommunicirten geisteskranken Priester nach dem Gottesdienste in der Kirche St. Etienne ermordet. Uebrigens ward die Ruhe nicht gestrt. Die freundlichen Beziehungen zu Rußland wurden bald wieder-hergestellt, und im September 1857 traf Napoleon Iii. mit Alexander Ii. von Rußland am Hofe des greisen Knigs Wilhelm von Wrtemberg zu Stuttgart zusammen. Da beide von ihren Ministern des Auswrtigen, Walewsky und Gor-tfchakoff, begleitet waren, so tauchte in der Folge die Ver-muthung auf, da Oeftreich das Opfer" der dortigen Unterredungen war. So herrschte uerlich' Ruhe und Ordnung. Die roya-listischen Parteien erwiesen ihre Ohnmacht und brachten nicht einmal ihre Fusion, die Verschmelzung der Ansprche und die Vershnung der lteren und jngeren Linie des Hauses Frank-reich, der Legitimisten und Orleanisten, zu Stande; die re-publikanische Partei, dem Kaiserthum weit gefhrlicher, war durch die Fesselung der Presse und Beeinflussung der Wahlen darniedergehalten; der Kaiser konnte den Neujahrs - Glck-wnschen des diplomatischen Corps gegenber am 1. Januar 1858 die zuversichtliche Hoffnung auf ein ruhiges Jahr aus-sprechen, als ihn, den bereits durch frhere Attentate Ge warnten, die Bomben des Italieners Orsini an das geheime Walten revolutionrer Krfte erinnerten (vgl. Xxii.). Wie einst Fieschi's Hllenmaschine, so verfehlte auch dieser Mord-versuch sein Opfer; viele unschuldige Menschen waren tvdtlich getroffen, der Kaiser unversehrt geblieben. Die Wuth des

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 67

1877 - Oldenburg : Stalling
- 67 - Noch der arbeitenden Klassen steigen, die sich dann durch Arbeitseinstellung, Zerstrung der Maschinen, auch wohl durch offenen Ausruhr zu helfen suchten. Auch der Charakter der an der Spitze des Staates stehen-den Persnlichkeiten war nicht ohne Einflu auf die ffentliche Stimme. Bei der Geisteskrankheit des Knigs Georg Iii. hatte sein ltester Sohn gleiches Namens als Prinz-Regent die Leitung des Staates bernommen. Dieser von der Natur reich ausgestattete Fürst hatte den Erwartungen, welche die Nation in seiner Jugend auf ihn gesetzt, nicht entsprochen, sondern durch groben Sinnesgenu, Trgheit und Gleich-gltigkeit gegen die ffentliche Wohlfahrt deren Achtung ganz-lich verloren. In seinen frheren Jahren ein Freund der-Whigs, war er spter zur Partei der Tories bergegangen und begnstigte, ein starrer Gegner jeder Reform, ausschlieend die Aristokratie, in der er die einzige Sttze des Thrones erkannte. Der Prinz-Regent hatte sich ohne Neigung, auf Veranlassung seines Vaters, mit der Prinzessin Karoline von Braunschweig vermhlt und von ihr eine Tochter, Namens Charlotte, erhalten, die als muthmaliche Erbin des britischen Reiches galt. Bald brach er jedoch allen Umgang mit seiner Gemahlin ab, entfernte sie spter gnzlich und war so nicht ohne Schuld an ihrem anstigen Wandel, der in sittlicher Hinsicht den Verdacht des Volkes erregte, obgleich sich die ffentliche Stimme doch immer noch mehr zu Gunsten der Prinzessin als des Regenten aussprach. Der Minister des Prinz-Regenten war Castlereagh, schon seit 1809 der eigentliche Lenker der englischen Politik. Ein entschiedener Gegner aller politischen und kirchlichen Reformen, war er bei dem Volke ebenso verhat, als bei der Aristokratie beliebt. Unter dem Volke bestanden damals zwei Parteien, die Radicalen und die Reformer. Die ersteren verlangten einen gnzlichen Umsturz der englischen Verfassung: allgemeines Wahlrecht, Abschaffung aller Privilegien it. s. w., und stimm-ten im Allgemeinen mit den Grundstzen der franzsischen Demokraten berein. Ihr Fhrer war ein gewisser Hunt, ein Stiefelwichsfabrikant, der durch seine volkstmliche Beredsamkeit eine Zeit lang einen groen Einflu auf die Menge ausbte. Die zweite Partei, die sogenannten Reformer, unter 5*

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 102

1877 - Oldenburg : Stalling
- 102 des Congresses auf den Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg, den Gemahl der verstorbenen britischen Thronerbin, der sich seit dem Tode seiner Gemahlin, der Tochter Georgs Iv., in England aufgehalten, und durch die Wrde seines Auftretens und seine Einsicht einen hohen Ruf erlangt hatte. Durch die Vermhlung seiner Schwester mit dem Herzog von Kent war er der Oheim der zur Knigin von England bestimmten Prinzessin Victoria. Nachdem er die griechische Krone aus-geschlagen (1830), weil er unter den gegebenen Verhltnissen nicht hoffen konnte, das Glck des griechischen Volkes zu be-grnden, nahm er jetzt die belgische an, da der belgische Eon-gre sich indessen mit dem neuen Londoner Protokoll vom 26. Juni einverstanden erklrt hatte, wonach in Betreff Luxem-burgs einstweilen der Statusquo beibehalten, und die end-gltige Entscheidung der Zukunft berlassen werden sollte. Am 21. Juli hielt Prinz Leopold seinen feierlichen Einzug in Brssel, beschwor unter freiem Himmel in Gegenwart einer unermelichen Volksmenge die Verfassung, und wurde zum König der Belgier ausgerufen. Aber König Wilhelms I. Unbeugsamkeit war noch nicht gebrochen. Im August 1831 rckten 70,000 Mann Hollnder in Belgien ein, siegten bei Hasselt, Tirlemont und Lwen und htten den Bestand des neuen Knigreichs gefhrdet, wenn nicht auf Leopolds Hlferuf und mit Englands Zustimmung ein starkes franzsisches Heer unter Marschall Gerard einge-rckt wre und die Hollnder der die Grenze zurckgeworfen htte. Indessen erreichte Wilhelm I. jetzt durch die Hlfe der Ostmchte, da die revolutionren Bewegungen in einem Theile Europa's unterdrckt waren, so viel, da Belgien, nach dem neuen Protokolle der 24 Artikel vom 6. October, den deutschen Theil von Luxemburg sammt der Festung, sowie einen Theil von Limburg an Holland berlassen und jhrlich 8,400,000 Gulden als Antheil an der niederlndischen Staats-schuld zahlen sollte. Da König Wilhelm der Londoner Conferenz (den 24 Artikeln) seine Zustimmung fortwhrend verweigerte, so schlo der König der Belgier mit England und Ludwig Philipp, dem König der Franzosen, mit dessen Tochter Louise sich Leo-pold vermhlt hatte, ein Bndni, demzufolge abermals ein

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 169

1877 - Oldenburg : Stalling
169 eine feierliche Verwahrung ein, die an alle katholischen Hfe versandt wurde. Die preuische Regierung hatte fast alle Parteien gegen sich; von den Ultramontanen ward sie als protestantisch, von den Liberalen als absolutistisch angegriffen, und selbst die Gemigten vermochten nicht sich zu der Anficht zu erheben, da die Regierung in ihrem Rechte sei. Friedrich Wilhelm Hi. sollte indessen die Beilegung des zwischen seiner Regierung und dem rmischen Stuhle aus-gebrochenen Streites nicht mehr erleben. Er starb am 7. Juni 1840 nach einer zweiundzwanzigjhrigen Regierung, in der Glck und Unglck einander in wunderbarem Wechsel folgten, die aber, einzelner Migriffe ungeachtet, fr Preußen heilsam war.*) Mit ihm sank eine wichtige Epoche nicht nur der preuischen, sondern auch der deutschen Geschichte ins Grab. Mit seinem Sohne und Nachfolger brach eine neue Zeit an. Friedrich Wilhelm Iv. war ein Fürst von natrlichem Wohlwollen, von echter Frmmigkeit und Gottesfurcht. Sein reicher, durch grndliches und umfassendes Studium aus-gebildeter Geist war fruchtbar an lebendigen Gedanken, die von einer groen Leichtigkeit des Ausdrucks getragen wurden. Er besa eine entschiedene Richtung fr die Kunst und ver-einigte poetische Auffassung mit technischem Urtheil. Er hatte als Knabe den furchtbaren Schlag erlebt, der die Monarchie seines Vaters niederwarf, und die darauf folgende Zeit der *) Der edle König fhlte sich in seinen letzten Jahren vereinsamt und ohne die Pflege der Familie. Er ging daher eine zweite (morga-natische) Ehe mit der Grfin Auguste von Harrach ein, die er zur Frstin von Liegnitz und Grfin von Hohenzollern erhob, und der es gelang, den ernsten und sorgenvollen König aufzuheitern und in seinem Alter zu beglcken. Er war ohne alle Tnche eines schimmernden Berufs unendlich mehr als er schien. Nur nach und nach erkannte man dies, wenn man ihn oft sah und hrte. Er blieb sich immer gleich: eine grundehrliche Natur; offen und klar lag sein ganzes Wesen da, schlicht und einfach. Nie hat man ihn, weder im tief-sten Unglck noch im hchsten Glck, auer sich gesehen, er war immer bei sitf. Er herrschte, weil er sich selbst beherrschte; er behielt das Ganze im Auge, weil er sick selbst nicht aus den Augen verlor. Seine Ruhe ging mit der Zunahme der Jahre nicht in Schwche der; der uere Mensch verfiel zwar, aber der innere erneuerte sich (vorzglich im Auge) alle Tage bis an den letzten." (Dittmar nach Eitert.)
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